Besichtigung der MVA Stapelfeld

(Foto: Bürgergemeinschaft Am Hagen)

Am 05.04.2024 konnten Mitglieder der Bürgergemeinschaft Am Hagen e.V. an einer Besichtigung und Führung durch die Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld teilnehmen.

Die Teilnehmeranzahl war auf 12 Personen begrenzt und auf 2 Stunden ausgelegt. Am Ende des Tages waren es dann allerdings etwas mehr als 3 Stunden. Und jede Minute hat sich gelohnt!

Timo Feger (Produktionsleiter bei EEW Energy from Waste, Stapelfeld) legte ein tolles Programm hin. Angefangen mit einer Präsentation über das Unternehmen, den Standort, die Bereiche innerhalb der Anlage, die Übergabe von Energie in das Fernwärmenetz bis hin zum Neubau, der derzeit errichtet wird. Alle Fragen der Teilnehmer wurden ausführlich beantwortet. Danach ging es auf einen Rundgang durch die Anlage. Spätestens im Turbinenraum hätte man gerne eine kurze Hose dabei gehabt und keine Winterjacke.

(Foto: EEW)

Wer schon immer einmal wissen wollte, wo sein Hausmüll tatsächlich bleibt, wird jetzt vielleicht ein wenig mehr angeregt, über das Thema Müllvermeidung und nicht nur das saubere Trennen, nachzudenken. Denn auch nach der Verbrennung bleibt immer noch ein Viertel als Schlacke übrig.

Parallel zur Müllverwertung erzeugt die EEW Strom und Fernwärme, wobei das Fernwärmenetz Richtung Hamburg Fremd betrieben wird. Die Frage, ob zum Beispiel das südliche Ahrensburg an ein Fernwärmenetz dieser Anlage angeschlossen werden sollte, stellte sich sofort. Theoretisch möglich, wenn sich jemand findet, der bei stolzen Kosten von 1,5 Mio. Euro pro 1 km Netzlänge nicht zuckt. Die Stadt Ahrensburg mit ihrer jetzigen finanziellen Situation fällt sicherlich aus. Und es wären alleine bis zum Rand der Siedung Am Hagen eher 5 km Kilometer zu erschießen, plus die anschließende Verteilung im Quartier.

Es sind beeindruckende Zahlen, die vorgestellt wurden:
350.000 Tonnen Abfall in der Anlieferung pro Jahr, das sind täglich 1.400 Tonnen bei 250 Tagen.
Dies beinhaltet allerdings nicht nur Abfall aus unseren regionalen und kommunalen Restmülltonnen, sondern auch Anlieferungen von gewerblichem Abfall, nicht nur aus der Region.
Probleme gibt es mit neuen Erscheinungen, die es vor ein paar Jahren noch gar nicht gab. Hierzu zählen zum Beispiel E-Zigaretten, in denen Batterien und Akkus verbaut sind, die aber von vielen nicht fachgerecht entsorgt werden und dann in der MVA oder auch auf den Müllfahrzeugen zu Problemen, z.B. durch Brände im Abfall, führen.
Zur Zeit wird am Neubau gebastelt. Dieser wird auf dem Nebengelände errichtet und ist recht weit fortgeschritten. Geplant ist der Beginn der Anfeuerung im Sinne eines Probelaufes für das 4. Quartal 2024. Zum 1. April 2025 soll dann die neue Anlage an den Start gehen. Geplant ist, die jetzige Anlage zurück zu bauen. Eine Verpflichtung dazu scheint es allerdings nicht zu geben.

Viel diskutiert wurde in der Öffentlichkeit auch die Höhe des Schornsteins der neuen Anlage. Dieser ist mit 63 Metern fast 40 m tiefer als der jetzige. Allerdings folgt hieraus wohl nicht, dass die Abgase nun tiefer über unsere Dächer ziehen. Durch die erheblichen Neuerungen und Vorgaben bei der Abgasaufbereitung und die damit verbundenen Temperaturen ist davon auszugehen, dass die Abgase getrieben durch die normale Thermik, höher aufsteigen werden.

Hierzu kommt in späteren Jahren eine Anlage für die Klärschlammaufbereitung. Bei diesem Thema mag man an den Hafenschlick denken, es handelt sich jedoch um den Klärschlamm aus Klärwerken. Dieser wird heute zum Großteil auf unsere Äcker gebracht, was in Zukunft durch die EU verboten sein wird. Interessant ist in diesem Bereich, dass aus der Klärschlammaufbereitung wieder Düngemittel für den Pflanzenanbau gewonnen werden.


Alle die von Timo Feger sehr offen dargestellten Infos regen dennoch zum Nachdenken an, ob der Mensch (und damit sind an dieser Stelle nicht die Entsorgungs- und Aufbereitungsfirmen gemeint) wirklich so schlau handelt.
Müllvermeidung: Ein Thema bei dem man sich im Gegensatz zu manch anderem Thema ausnahmsweise einmal mehr Regulierung auf der Welt wünschen würde, angefangen bei Herstellern und Industrie.